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Johanna sagt erstmal „Servus“

Denkmallok „Johanna“ nackt und bloß – was ist da in Murnau los?

Der Abriss des alten Wohngebäudes aus Staatsbahnzeiten am Bahnhofplatz in Murnau steht bevor und so wurden rechtzeitig vor Beginn der Vogelbrutperiode bereits die Büsche und Bäume auf dem Baugrundstück und rund um das benachbarte Lokdenkmal entfernt. Somit ergibt sich der ungewohnte Anblick, dass die Murnauer Denkmal-Lokomotive „Johanna“ zusammen mit Signal und historischem Oberleitungsmast derzeit völlig nackt vor dem Murnauer Bahnhof steht.

Ab Mai sollen dann die Abrissarbeiten beginnen und das alte grüne Haus von 1879 wird nach den Plänen der Marktgemeinde einem modernen Neubau mit 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen weichen, der mit dazu beitragen soll, die vorherrschende Wohnraumknappheit in Murnau zu lindern. Davor müssen dann noch der Oberleitungsmast und der Signalmast samt übriger Beschilderung vorübergehend entfernt und eingelagert werden, um das Baufeld vollends frei zu machen und die historischen Denkmalbestandteile während der Bauzeit vor Dreck und Beschädigungen schützen zu können. Und was passiert mit der Denkmallok Johanna? 

Erste Überlegungen waren noch von einer aufwendigen Einhausung zum Schutz der gesamten Lok an Ort und Stelle ausgegangen, womit diese allerdings während der ganzen Bauzeit der Öffentlichkeit vorenthalten worden wäre.  Auch die im Zuge der Baumaßnahme anstehende Geländeanpassung an den Neubau wäre damit deutlich erschwert und zu guter Letzt macht auch der Zustand des alten hölzernen Schwellenrostes unter „Johanna“, der mittlerweile 45 Jahre alt ist, den Fachleuten im Marktbauamt wie auch beim Kuratorium E 69 04 langsam Sorgen. Daher ist die Überlegung in den Vordergrund gerückt, ob man nicht besser das ganze Denkensemble mittels eines Kraneinsatzes kurzerhand auf einen Ausweichstandort im Bahnhofsumfeld umsetzt und damit der Baufirma unter Verzicht auf Auf- und Abbau einer aufwendigen Schutzeinhausung gleich freie Hand auf dem gesamten Baugelände einräumt. 

Noch ist die Entscheidung darüber nicht gefallen, aber möglicherweise können sich die Murnauer Bürger und ihre Gäste ja im Laufe des Frühjahrs nach 26 Jahren auf weitere spektakuläre Bilder freuen: Im Herbst 1997 war die „Johanna“ das letzte Mal an einem Kranhaken auf ihren derzeitigen Standplatz eingeschwebt. Auch für die ehrenamtlichen Betreuer im Kuratorium E 69 04 wäre diese Lösung von Vorteil: „Wir würden die Lok und den Führerstand natürlich lieber weiterhin gerne herzeigen, als sie jetzt für ein bis zwei Jahre unter einer Bretterhütte verschwinden zu sehen“, meint Joseph Führer, der die Johanna zu deren aktiven Zeiten bis 1977 noch eigenhändig gefahren hat.